Soziale Solidaritätspraxis Thessaloniki

(Wer sind wir:) Die Soziale Solidaritätspraxis

  • Ist ein soziales Kollektiv der Gesundheitspflege, das allen versicherungslosen Patienten der Stadt primäre medizinische und medikamentöse Betreuung anbietet und zwar ohne Ausnahme in Bezug auf Natiοnalität, Konfession, Geschlecht, Sexualpräferenz oder Alter. Als primäres Gesundheitszentrum übt diese parallel Druck auf den Staat, damit für jeden Bürger, das Recht auf allgemeine Behandlung, kostenlosen Krankenhausaufenthalt und auf Rehabilitationsmöglichkeiten besteht.
  • Gehört zur Bewegung, die für ein kostenfreies staatliches Gesundheitssystem kämpft, zu dem absolut und ausnahmslos alle Menschen in Griechenland gleichberechtigten Zugang haben.
  • Gehört zur antirassistischen und antifasistischen Bewegung.
  • Gehört zum sozialen Netz aller Solidaritätsgruppen der Gesellschaft, die sich auf diejenigen Bereiche des Lebens beziehen, die notwendig sind, um die Menschlichkeit aufrecht zu erhalten, den Zusammenhalt der Gesellschaft zu bewahren und vor allem, um Beziehungen und Verhaltensweisen wieder herzustellen, die auf den Aufbau der Gemeinschaftlichkeit (Kollektivität) der Menschen zielen und sich gegen den Ιndividualismus und die Ausnutzung der Menschen richten.

(Wie funktioniert:) Die Soziale Solidaritätspraxis

  • Wird in einem Gebäude im Zentrum der Stadt (Aisopou 24, Bardaris) untergebracht, das uns vom "Arbeitszentrum Thessaloniki" überlassen wurde.
  • Ist jeden Tag, vor- und nachmittags wie eine reguläre Ambulanz geöffnet (internistische, zahnärztliche Ambulanz, große Gruppe von Psychotherapeuten / Psychologen / Psychiatern, neurologische, pädiatrische-, HNO-, dermatologische Ambulanz, Hebammen- und Physiotherapeutengruppe, und eine Apotheke, die täglich die jeweils zwei laufenden Ambulanzen versorgt und an zwei Tagen in der Woche, chronisch kranken Patienten deren Medikation anbietet).
  • Ist an einem Netzwerk von niedergelassenen Ärzten (Mikrobiologen, Gynäkologen, Chirurgen usw.) angebunden, die kostenlos die medizinische Betreuung, die nicht innerhalb der Solidaritätspraxis stattfinden kann, übernehmen (z.B. diagnostische Untersuchungen) und an Apotheken, in denen Medikamente für die Solidaritätspraxis gesammelt werden.
  • Ist an einem Netz von Krankenhausärzten angebunden, die für potentielle stationäre Aufnahmen der Patienten der Solidaritätspraxis sorgen.
  • In der Solidaritätspraxis existiert ein Sekretariat, das die Termine vereinbart und die Gesundheitskarte der Patienten mit demographischen und sozioökonomischen Daten ausfüllt.
  • Im letzten Jahr entstanden in der Solidaritätspraxis zwei weitere Gruppen: die Aufnahme- / Empfangsgruppe und die Gruppe der "anderen Medizin". Diese Gruppen beschäftigen sich mit den Beziehungen innerhalb unseres Kollektives (Beziehung der Patienten zu der Praxis und deren Aktivitäten, Arzt-Patient Beziehung, Beziehungen zwischen den solidaren Mitgliedern usw.).

(Wer sind wir:) Die Solidaritätspraxis in Thessaloniki

  • behandelt -ohne jegliche Ausnahme- alle versicherungslosen Patienten der Stadt, ohne von diesen irgendwelche Formulare / Unterlagen zu verlangen.
  • erkennt die Solidaritätsbeziehungen als Kampf- und Resistenzbeziehungen an und fördert diese sowohl innerhalb der eigenen Bewegung als auch im sozialen Raum der Stadt und zwar durch Anbindung an entsprechende Einrichtungen und Bewegungen (z.B.VIOME, Odysseas, SOS Chalkidiki).
  • ist unabhängig vom Staat, von der EU, von der Kirche, von politischen Parteien und vom Markt. Die Praxis bekommt Geld und Spenden nur von einzelnen Personen (Individuen), sozialen Kollektiven, Gewerkschaften. Die wirbt für niemanden und hat keinen offiziellen Spender.
  • ist autonom und selbstverwaltend (das Kollektiv trifft alle Entscheidungen bzgl. ihrer Funktion selbst und ist auch selbst zuständig für die Umsetzung jeder Entscheidung in die Praxis).
  • funktioniert auf der Basis der direkten Demokratie:
    • alle Mitglieder der Praxis nehmen daran als Einzelpersonen (Individuen)  teil
    • die Hauptversammlung ist das Hauptorgan der Praxis
    • die einzelnen Abteilungen der Praxis funktionieren auf der Basis unabhängiger Versammlungen, in denen die Abteilungsarbeit organisiert wird, Beschlüsse der Hauptversammlung besprochen werden und Vorschläge über Themen, die in der Hauptversammlung geklärt werden müssen, gemacht werden.
    • es gibt Gremien (Sonderkomissionen), die sich mit den jeweiligen Themen beschäftigen und die Beschlüsse der Vollversammlung in die Tat umsetzen (z.b. Veranstaltungs-, Finanz-, Pressegremium usw.).
    • es gibt bestimmte Aktionsgruppen (z.B. Kalender-, Poster-, Reinigungsgruppe).
    • Zeitweise werden Gruppen gebildet, die bestimmte Themen aufarbeiten, diese mit den Praxismitgliedern besprechen und bei der Hauptversammlung vorstellen.
    • Im Unterschied zur repräsentativen Demokratie versuchen wir in der Sozialpraxis das Delegationsprinzip zu verwirklichen (im Gegensatz zum Repräsentationsprinzip) - und sogar Delegation für ein bestimmtes Thema und bestimmten Ort und Zeit, mit rotierenden Delegierten. Wenn das nicht möglich ist, dann stellen sich die Mitglieder der Sozialpraxis nicht als Vertreter vor, sondern als Individuen die an der Praxis freiwillig teilnehmen.
    • Unser festes und ständiges Hauptanliegen ist, dass die Entscheidungen durch die größtmögliche Teilnahme an der Hauptversammlung getroffen werden und zwar nach essentieller Konvergenz und Zustimmung und - wenn möglich - einstimmig. Wenn dies nicht gelingt, werden die Entscheidungen auf der Basis einer Mehrheitswahl, jedoch mit Respekt für die Minderheit getroffen (abweichende Meinungen werden aufgeschrieben und Entscheidungen werden neubewertet).

Nach dreijährigem Betrieb:

Die Solidaritätspraxis Thessaloniki ist eine Mustereinrichtung im Bereich der primären medizinischen Betreuung, die unabhängig von der Staatsverwaltung und vom Markt funktioniert.

Jedes Mitglied kommt in die Praxis als Individuum, respektiert die Werte des Kollektivs (unabhängig davon, zu welcher politischer Partei jeweilige Mitglieder möglicherweise gehören).

Wir stehen für Zusammenarbeit, Gleichheit und Gleichwertigkeit zwischen den eigenen Mitgliedern (niemand ist wichtiger als der andere, alle zusammen bestimmen die Werte und den Funktionsrahmen und sind denen gegenüber gleichwertig).

Bei uns gibt es keinen Platz für:

  • den Staat und die Kirche
  • Firmen
  • rassistisches und faschistisches Verhalten
  • ordinäre Beziehungen
  • Hierarchie (Führer, Chefs und alle mögliche Ungleichheiten)

Wir kämpfen gegen:

  • die einfache Logik der Wohltat
  • egozentrisches Verhalten
  • die Logik der Macht

Aus persönlicher, kollektiver, sozialer Not und aufgrund der Not im Gesundheits- und im Sozialwesen, zeigen wir dass das nationale Gesundheitssystem komplett zerstört ist und dass es tragische Defizite im Bereich der Gesundheitsversorgung der versicherungslosen und der aus dem nationalen Gesundheitssystem ausgeschlossenen Patienten gibt. Wir mobilisieren solidarische und selbstverwaltende Bewegungen und kämpfen für:

Ein allgemein kostenloses und nationales Gesundheitssystem.

Die Erschaffung solidarischer Beziehungen zwischen den Menschen.

Die Veränderung der auf der Basis von Unterwerfung und Macht bestandenen Beziehungen.

und letztendlich

für die Gesundheit als soziales Vermögen und Recht.